„Wer eine Vision hat, der soll zum Arzt gehen.“ Helmut Schmidt
20. März 2016 von Toni Aigner
Ein bisschen – liebenswerter – Macho war er ja doch, unser allseits geschätzter Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Und es wird ihm ganz sicher nicht gefallen haben, dass man ihn immer wieder auf seinen (unglücklichen) Visions-Verriss angesprochen hatte. In einem schwachem Moment hat es ihn verführt, einmal cool zu reagieren, auf die Frage, wo seine große Vision ist. „Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage“ gab Schmidt in einem Interview mit Giovanni di Lorenzo im Jahr 2010 zu Protokoll.
Zum Arzt muss man nicht gehen, wenn man eine Vision hat.
Streicht dieses unglückliche Zitat aus den geistigen Hinterlassenschaften des großartigen Helmut Schmidt. Es wird seiner intellektuellen Lebensleistung nicht gerecht.
Es war ein Patzer, wie auch seine Einschätzung vom April 2004 einer war: „Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen.“
Dafür wiegen solch kluge Gedanken alles wieder auf:
„Zwar kann der Politiker im Augenblick seines Handelns oder wenn er sein Handeln erklären und begründen muss, nicht gleichzeitig auch große Philosophie liefern. Aber sofern er ohne philosophisch-ethische Grundlage handelt, ist er in Gefahr, Fehler zu begehen. Er ist in Gefahr, in Opportunismus abzusinken. Er ist sogar in Gefahr, ein Scharlatan zu werden.“
„In den grundlegenden Fragen muß man naiv sein. Und ich bin der Meinung, dass die Probleme der Welt und der Menschheit ohne Idealismus nicht zu lösen sind. Gleichwohl glaube ich, dass man zugleich realistisch und pragmatisch sein sollte.“
Einen schönen Sonntag wünscht
Ihr Toni Aigner