Streit um Kreuz auf dem Berliner Humboldt-Forum. Es gäbe eine einfache, eine demokratische Lösung
23. Mai 2017 von Toni Aigner
Auf der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums soll ein Kreuz errichtet werden. Doch soll es ein Ort der Weltkulturen sein. Ein Kreuz würde in die falsche Richtung weisen, meint Rüdiger Schaper, Leiter des Kulturressort beim Berliner Tagesspiegel.
Dem im Bau befindlichen Berliner Humboldt-Forum soll ein Kreuz aufgepflanzt werden. Ein großes, vergoldetes christliches Kreuz soll auf die Kuppel kommen. Damit wäre der historische Zustand von 1854 äußerlich wiederhergestellt. Zu der Zeit entstand die Kuppel und die Kapelle darunter wurde geweiht. Heute gibt es sie nicht mehr. Gemessen an der Baugeschichte seit dem 16. Jahrhundert sind Kuppel und Kreuz eine späte Zugabe. Der wilhelminische Berliner Dom vis-à-vis erstand dann erst 1905.
Ein Museum ist keine Kirche
In Alexander von Humboldts Schriften gibt es keinen Gott, es gibt die Natur, den Menschen und das, was er „Wechselwirkung“ nennt, wirft die Historikerin und Humboldt-Forscherin Bénédicte Savoy in die Diskussion.
Die Argumente von Rüdiger Schaper und Bénédicte Savoy erscheinen mir schlüssig und vernünftig. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es richtig wäre, auf das Kreuz zu verzichten.
Mal ganz pauschal: Ein neu errichteter Ort der Weltkulturen sollte ein religiös neutrales Erscheinungsbild haben, ohne Kreuz oder Sonstiges auf dem Dach.
Eine einfache, eine demokratische Lösung im Kreuzstreit, wäre eine Abstimmung parallel zur Bundestagswahl im September dieses Jahres. Sollen doch die Wähler/innen darüber mitentscheiden dürfen, ob auf das Berliner Humboldt-Forum ein Kreuz montiert werden soll. Direkte Demokratie könnte hier einmal mehr gelebt werden, liebe Regierungsparteien.
Mehr direkte Demokratie
Ich frage mich sowieso schon viele Jahre, warum unsere Regierungsparteien nicht parallel zu allen Kommunal-, Landes- und Bundestagswahlen, der Bevölkerung mehr direkte Demokratie, mehr Mitsprache ermöglichen, und neben die Wahlzettel noch eine Liste mit Abstimmungsmöglichkeiten über brennende und bewegende Themen auslegen. Wäre alles ein Abwasch und viel mehr Menschen würden wählen gehen, weil sie tatsächlich etwas mitentscheiden dürften, was sie direkt betrifft.
Das wäre Merkel und Konsorten dann doch ein bisschen zu viel Demokratie. Nicht wahr?
(t.a., 23.05.2017, 10.15 Uhr)