Gesinnungsverortung: In welche vorhandene Schublade passt ein Pragmatiker mit gesundem Menschenverstand und ausgeprägtem Gerechtigkeitsempfinden?
3. April 2016 von Toni Aigner
Linke Positionen sind mir nicht fremd, da ich dem Kapitalismus lieber heute als morgen ein großes pochendes Herz einpflanzen würde – aus menschlicher und aus pragmatischer Sicht.
Schon fatal, dass es unseren Altparteien noch nicht gelungen ist, den Kapitalismus gegen eine soziale Marktwirtschaft auszutauschen. Es gibt positive Entwicklungen und Fortschritte, aber der große Durchbruch ist den Systemparteien noch nicht gelungen. Die Ungerechtigkeiten schreien zum Himmel. Die in Deutschland, die in Europa und die in der Welt …
Werden Menschen nicht fair behandelt und angemessen bezahlt, damit sie sich ein würdiges Leben gestalten können, suche ich den Griff vom Schwert. Zumal dann, wenn Unternehmen große Gewinne einstreichen, aber ihre Mitarbeiter dennoch nicht fair entlohnen. Für mich sind das Lumpen – und Dummköpfe, weil die Benachteiligten, die Entrechteten, eines Tages unsere Fahrzeuge und Häuser aufbrechen und anzünden oder gar unsere Kinder misshandeln, entführen oder töten könnten. Wer will solche Zustände?
Mein Herz schlägt links, wenn es um soziale Gerechtigkeit oder Mitmenschlichkeit geht, aber ein Linker bin ich nicht. Müsiggänger, z.B., die von Sozialleistungen leben, aber der Gesellschaft ihren möglichen Anteil am Gesamtgelingen verweigern, könnte ich glatt mit ‘ner Peitsche von den Sofas holen. Linke würden sowas nicht tun. Furchtlose Pragmatiker schon.
Das größte Problem der Linken ist deren unerträgliches Gutmenschentum. Überall soll – reflexartig – geholfen und großzügig verteilt werden, aber die langfristigen Konsequenzen aus ihren fixen Ideen blenden die völlig aus. In der Flüchtlingskrise würden die am liebsten alle Grenzen fallen lassen, Tür und Tor für eine unbegrenzte Einwanderung von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen (und Kriminellen) öffnen, obwohl unsere Sozialkassen, der Bundeshaushalt und die Kassen der Städte und Kommunen dadurch geplündert würden. Die daraus resultierenden Gefahren für den sozialen Frieden, die innere Sicherheit und die Rentenkassen werden nicht thematisiert oder gleich runtergespielt.
Über die Rechten muss ich nicht viele Worte verlieren. Wer in einer globalisierten Welt das Gesellschaftskonzept einer bunten, multikulturellen Staatsnation ablehnt, der hat ganz offensichtlich ein Brett vorm Kopf. Und doch müssen sich alle Regierungsparteien hiernach an die Nase fassen, weil erst deren lascher Umgang mit Intensivstraftätern mit Migrationshintergrund die Rechten gestärkt und wachsen lassen haben. Die Saat und den Dünger für die Rechten haben alle Regierungsparteien geliefert – mit einer inkonsequenten und feigen Politik.
Die Grünen halte ich für eine wertvolle Bereicherung unseres Parteiensystems. Zum Veggie-Day habe ich mal was geschrieben. Die Bilder von den Schaumkronen, die auf der verseuchten Saale schwammen, zu DDR-Zeiten, habe ich noch im Kopf. Heute kann man dort wieder Baden und Fischen gehen. Sicher auch ein Verdienst der Grünen.
Über die CDU/CSU, die FDP und die SPD könnte ich noch was schreiben, aber mein Denkansatz für diesen Artikel lag eigentlich ganz woanders.
Erzieht uns das bestehende Parteiensystem nicht zu einem dümmlichen und eingrenzenden Schubladendenken? Dient es der Sache, nur links zu denken, ohne auch mal rechte Positionen vertreten zu können; weil es pragmatisch, gerecht und hilfreich wäre. Sollte nicht jeder für faire Löhne sein, aber zugleich auch für eine kluge Zuwanderungspolitik, eine florierende Wirtschaft und saubere Flüsse und Wälder.
Kontraproduktiv, das zugespitzte Lagerdenken in den Altparteien.
Mir scheint, als würden viele Politiker längst einem Tunnelblick ihrer Parteifarben verfallen sein. Man könnte es schon krank nennen, wie einige argumentieren, ohne dabei die Realitäten anzuerkennen. Wirft man einen Blick auf alle gesellschaftlichen Probleme und Fehlentwicklungen, dürfte keine der etablierten Parteien eine politische Heimat bieten. Man begnügt sich mit einer Partei der geringeren Übel, da es keine besseren Angebote gibt. Dem würde ich gern abhelfen …
Keine Klientelpolitik zu Lasten der Allgemeinheit. Gemeinwohl geht vor.
Sollte eine gute Partei nicht in der Lage sein, alle Positionen (links, rechts, konservativ, sozial, liberal und grün) in einem gesunden Maß – zum Wohle des ganzen Volkes – abzuwiegen?
Nichts anderes habe ich mit der OPD vor …
Ein Pragmatiker mit gesundem Menschenverstand – und ausgeprägtem Gerechtigkeitsempfinden.
(t.a., 03.04.2016, 19.09 Uhr)