500 Jahre Reformation: Nobody is perfect! Wer die (aus heutiger Sicht) berechtigte Kritik an einigen Aussagen Martin Luthers über seine Lebensleistung stellt, ist ein Kleingeist!
28. Mai 2017 von Toni Aigner
Grafik: Martin Luther, Predigt auf der Wartburg in Eisenach
OPD
Martin Luther ist die zentrale Persönlichkeit der Reformation, deren Wirken kirchengeschichtliche und weltgeschichtliche Bedeutung gewann.
Luther, der etwa 30 km von meinem Geburtsort entfernt, im Jahr 1483 in Eisleben geboren wurde, hat unermütlich krasse Missstände und Fehlentwicklungen in Kirche und Gesellschaft angeprangert und wertvolle Reformen angestoßen. Am 17. April 1521 stand er vor dem Reichstag zu Worms und wurde vor den versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf seiner Thesen aufgefordert. Nach einem Tag Bedenkzeit und im Wissen, dass dies seinen Tod bedeuten könnte, lehnte er mit folgender Begründung ab:
„Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“
Für seine Überzeugungen wäre Martin Luther sogar durchs Feuer gegangen. Ob seine Kritiker ihm heute folgen würden, für ihre Überzeugungen?
Luthers unerschrockene Reformarbeit und seine kreativen Bibel-Übersetzungen überstrahlen all die Kritik an seinen (aus heutiger Sicht) bekloppten Aussagen über Juden, Bauern, Frauen und Kinder, die in einer Zeit der Hexenverbrennungen getroffen wurden, in einer Zeit, als geborene Kinder mit Behinderungen noch Wechselbälger genannt wurden, weil man sich ihre später ausgeprägte Behinderung damit erklärte, dass der Teufel das gesund geborene Kind heimlich gegen das behinderte Kind ausgewechselt habe.
Martin Luther war ein großer Reformator, vor dem ich jederzeit meinen Hut ziehe, weil er auch politisch bewegt hat. So hat z.B. der Wittenberger Stadtrat um 1522 Maßnahmen gegen Armut und Unzucht beschlossen, weil es Luther in seinen Schriften vorgeschlagen hatte.
Luthers Kritiker können des Reformators Schwächen und Fehlverhalten anprangern und verurteilen, aber damit doch niemals seine Lebensleistung in Abrede stellen oder gar neutralisieren.
(t.a., 28.05.2017, 14.59 Uhr)