Spanien: Carles Puigdemont wäre gut beraten, das katalonische Unabhängigkeitsbestreben abzublasen. Mariano Rajoy muss sich ebenso bewegen
10. Oktober 2017 von Toni Aigner
OPD
Ruft Carles Puigdemont heute Abend tatsächlich die Unabhängigkeit Kataloniens aus, dann ist er von allen guten Geistern verlassen. Der Aufstand vieler Katalanen ist durchaus berechtigt, aber heute die Unabhängigkeit Kataloniens auszurufen, wäre ein Ritt auf der Rasierklinge; die Überschreitung einer roten Linie.
Die spanische Zentralregierung sollte klare Zeichen setzen und dazu zählt auch die Umsetzung des Artikel 155 der spanischen Verfassung: Er erlaubt der spanischen Zentralregierung in Madrid die Kontrolle über die Region und die Funktionen der katalanischen Regierung zu übernehmen.
Mariano Rajoy sollte heute Abend zusichern, dass in den nächsten Tagen und Wochen intensiv über eine Besserstellung Kataloniens im Interessensausgleich zwischen den spanischen Regionen und der Zentralregierung verhandelt wird. Es muss eine für beide Parteien tragbare Lösung her!
Ohne greifbare Zugeständnisse an Puigdemont, sollte die spanische Zentralregierung heute Abend nicht die Arena verlassen.
(t.a., 10.10.2017, 17.58 Uhr)
Update vom 11.10.2017
Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont hat die angespannte Lage wie ein großer Staatsmann entschärft und die Unabhängigkeit Kataloniens nicht ausgerufen.
„Ich bitte das Parlament, dass es die Unabhängigkeitserklärung aussetzt, damit in den kommenden Wochen ein Dialog in Gang gesetzt werden kann“, sagte Puigdemont in einer Rede vor dem Regionalparlament in Barcelona.